Interview: Andreas Pfeiffer

Geschrieben von therapieundwissen am 11. März 2015 um 16:27 Uhr

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Wenn ich Andreas Pfeiffer eine E-Mail schicke, landet sie immer mitten in seinem Urlaub. Mittlerweile mit guter Treffsicherheit – wie ich das schaffe bleibt mir allerdings ein Rätsel. Diesmal habe ich ihn in Kanada erwischt! Aber er betont, dass es sich nicht um Urlaub handelt, sondern um eine Inspirations-Reise. Umso besser, dann komme ich mir nicht ganz so störend vor. Meinen Fragebogen hat er freundlicherweise einfach in sein Inspirations-Programm integriert und mit einem frisch-frostigen Fotogruß zurückgeschickt! Am liebsten hätte ich noch ein paar Fragen zu Kanada hinterhergeschickt – aber es ist ja auch eine schöne Idee, ein zweites Interview anzudenken!

Wie sieht deine Arbeit aus, was machst du?
Ich arbeite auf einer offenen psychiatrischen Akutstation in der Erwachsenenpsychiatrie. Zwischen 10.00 und 12.00 Uhr biete ich dort eine offene Ergotherapiegruppe an. Zusätzlich besteht für die Patienten auch die Möglichkeit Einzeltermine zu vereinbaren. Mit den Kolleginnen der Pflege biete ich hier auch das Genusstraining an. Nachmittags arbeite ich noch in einem zentralen Angebot der Ergotherapie. Zusammen mit einem Kollegen bieten wir hier Ergotherapie mit technischen Medien an.

Was ist das Beste und was das Schwierigste daran?
Ich mag die Arbeit im Team. Sowohl auf Station mit Kolleginnen anderer Professionen, als auch in der Ergotherapie. Wir sind immerhin um die 40 Ergotherapeuten. Schwierig sind manchmal die Umweltbedingungen im Krankenhaus… da braucht man eine gute Portion Pragmatismus und gute Laune.

Was bedeutet Ergotherapie für dich?
Hammer-Frage! Ich will einen Beitrag leisten, dass „meine“ Patienten die Dinge tun können, die für sie wichtig sind und die einen Beitrag zu deren Gesundheit und Wohlbefinden leisten. Hört sich an wie eine Definition… aber ich meine das genau so!

Was inspiriert dich für deine Arbeit?
Fortbildungen… und der Austausch mit Kolleginnen in und außerhalb der Ergotherapie. Aber besonders inspiriert mich der Erfolg in der Arbeit… wir sind schon sehr erfolgsverwöhnt.

Was wünschst du dir für deine Arbeit? Und wovon träumst du?
Ich leide etwas unter der Ökonomisierung in der Gesundheitswirtschaft… es ist schon eine Herausforderung, dabei noch klientenorientiert zu arbeiten… ich würde mir mehr Zeit und weniger Leistungserfassung wünschen.

Was hat Genusstraining mit Ergotherapie zu tun?
Genusstraining hat einen direkten Bezug zum Alltag, zum gegenwärtigen Moment, mit all seinen Problemen aber auch schönen Seiten. Auch Ergotherapie in der Psychiatrie sollte genau diesen Blick haben.

Du engagierst dich bei der DGPPN – an welchen Projekten arbeitest du aktuell mit?
Zur Zeit ist es ´mal ruhig. Ich habe den Deutschen Verband der Ergotherapeuten bei einigen psychiatrischen Leitlinien der DGPPN vertreten, beispielsweise der S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien oder der S3-Leitlinie Zwangsstörungen. Auch hier habe ich sehr von dem interdisziplinären Ansatz profitiert… einschließlich der Patientenvertreter und der Angehörigen. Auch wenn die Ergotherapie kaum hochwertige Studien für solche Leitlinien hat, spürt man schon die Wertschätzung für das, was wir tun.

Was würdest du den Ergotherapeuten im Fachbereich Psychiatrie gerne mal sagen?
Bastelt nur mit Menschen, die auch schon vor der Erkrankung als Hobby gebastelt haben. Das gilt auch für Handarbeiten und Malen… Solche Patienten habe ich auch und da macht das wirklich Sinn… das sind bei mir aber höchstens 30%. Bei dem Rest sollte der Blick genauso auf deren individuellen Interessen liegen. Wenn ich je mal in die Psychiatrie komme, will ich nicht basteln… das steht auch in meiner Patientenverfügung: Keine Mandalas, kein Ton, kein Peddigrohr, kein Speckstein, keine Puzzles … das wäre mein Horror… glatt ein Grund zu dekompensieren.
Wenn ich noch was sagen darf: Lasst den (Psycho-)analysequatsch – wir können das wirklich nicht!

Was machst du in deiner Freizeit? Was inspiriert dich privat?
Ich reise gerne, fahre gerne Fahrrad (Genussradeln), liege gerne im eigenen Garten ´rum und mache Tai Chi. Außerdem koche und esse ich gerne und mag Rotwein. Das Foto zeigt mich vor dem zugefrorenen Lake Ontario in Kanada. Die Temperaturen waren im März 2015 zweistellig im Minus und man konnte mit dem LKW über das Eis zu den Inseln (im Hintergrund) fahren. Ich habe dort an der Queens-University, in einigen Kliniken und ambulanten Einrichtungen übrigens ganz viele Kolleginnen besucht um neue Ideen für die Arbeit zu bekommen. Die Kanadier sind unglaublich gastfreundschaftlich!

Danke lieber Andreas, für deine Zeit und deine klaren Antworten!